Die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie führen zu Klagen aus ganz verschiedenen Seiten. Eine gewisse Prominenz haben die Klagen von Kulturschaffenden gefunden. „Kunst sei kein Luxus“, ist der Tenor, der von Wohlmeinenden geäußert wird. Und es bleibt praktisch nichts unversucht, Kunst – wie auch immer definiert – zum Grundbedürfnis herunter zu stilisieren.

Das (selbsternannte) Zentralorgan des links-liberalen Bürgerspektrums, der SPIEGEL, bringt dazu einen 5-seitigen Artikel. Der Bänkelsänger Herbert Grönemeyer weiß dort besonders auf die Tränendrüse zu drücken. Nicht nur weiß er, daß er selbstverständlich mit seinen Gassenhauern zur „Kunst“-Szene gehört, Kunst kein Freizeitvergnügen sei sondern auch, daß jetzt mal die ganz Reichen dran sind, die zum Sonder-Obolus herangezogen werden sollen. Seltsam, daß ein wohlsituierter Zeitgenosse wie Grönemeyer, der seine Schäfchen nach eigener Einschätzung im Trockenen hat, nicht nur ganz selbstverständlich mit 120 Solo-Selbstständigen (die man ja wohl eher Solo-Scheinselbstständige nennen sollte) sein Geschäftsmodell betreibt sondern an keiner Stelle sagt, was er denn selber tut. Mein Eindruck: ganz billige und unredliche Polemik.

Wenn man sieht, was im Frühjahr als systemrelevant betrachtet wurde und u.a. ein Kriterium war, um Kinder in die Not-Betreuung zu bekommen, fragt man sich schon, mit welcher Anmaßung ein Grundbedürfnis-Status postuliert wird, der ja dann wohl im Umkehrschluß bedeutet, daß die anderen Lebens- und Geschäftsmodelle weniger systemrelevant seien. Bisher war ich davon ausgegangen, daß ein Künstler sich in seinem Lebensmodell in erster Linie selbstverwirklicht. Wenn es dem Lebensunterhalt dient, umso besser. Das wird bei einem Beschäftigen in der Heizungs- und Sanitärbrache wohl eher nicht so sein. Dort wird zuerst der Lebensunterhalt verdient und dann kommt irgendwann die Selbstverwirklichung.

Da fragt sich der künstlerisch vielleicht weniger affine Zeitgenosse, was denn dann noch als Luxus übrig bleibt, wenn es Kunst nicht sein sollte. Wenn dann auch noch beleidigt die „mangelnde Wertschätzung“ der Gesellschaft beklagt wird, sollte man erst recht den Blick auch mal nach rechts und links schweifen lassen.

Es braucht nicht viel Phantasie sich vorzustellen, wie die gesellschaftlichen Präferenzen sind, wenn zu Hause über Weihnachten eine kalte Wohnung oder alternativ die Absage eines Grönemeyer-Konzerts droht.

Man kann es drehen und wenden wie man will. Die Gesellschaft aber auch die Künstler müssen sich Kunst leisten können. Bevor man hier einen Subventionstatbestand aufmacht, sollte man sich vielleicht doch noch andere Gruppen und Schichten in der Gesellschaft angucken. Die haben die unmittelbare Hilfe vielleicht nötiger.

„Kunst ist kein Luxus“! Warum eigentlich nicht. Ein bißchen mehr selbstbewußter Stolz täte nicht nur den Künstlern gut.

Johannesferdinand.de ist eine Website, die den Beigeordneten und Kämmerer des Landkreises Teltow-Fläming besser bekannt machen und vielleicht auch Neugierde befriedigen soll. Hinterlassen Sie doch einfach eine Nachricht, wenn ich Ihnen mit mehr Details oder Hintergründen dienen kann.